Ein Obstbauer, der gerne um die Welt reist

02.09.2025 – Mitten auf einem grossen Feld, umgeben von kräftigen Heidelbeersträuchern mit prallen, blauen Früchten, steht Beat Lehner. Seit über 28 Jahren führt er gemeinsam mit seiner Frau Gabriela eine Baumschule für Obstbäume. Im Laufe der Zeit haben die beiden ihr Sortiment erweitert – heute ziehen sie nicht nur Jungpflanzen heran, sondern ernten auch Äpfel, Kir-schen und natürlich Heidelbeeren. Ihr Zuhause in Felben-Wellhausen ist längst mehr als ein Arbeitsplatz. «Gemeinsam wachsen» – dieses Motto leben die Lehners jeden Tag.

Aktuell wuseln in der Heidelbeeranlage von Lehners die Erntehelferinnen- und helfer über das Feld und tragen Kisten voller schöner Heidelbeeren zur Sammelstelle. «Die Erntezeit ist schön, aber auch intensiv für alle. Umso mehr freue ich mich auf die ruhigeren Wintermonate – dann habe ich Zeit für meine zweite Leidenschaft: das Reisen», erzählt Beat Lehner und lächelt. Heute lebt er mit seiner Familie in Felben-Wellhausen. Doch das war nicht immer so. Nach seinem Studium an einer Fachhochschule in Wädenswil zog er für fünf Jahre in die Niederlande. Dort lernte er viel, knüpfte wertvolle Kontakte in der internationalen Obstbaubranche – und wollte eigentlich nie zurück in die Schweiz. Das änderte sich, als er Gabriela kennenlernte. Mit ihr fand er nicht nur die Liebe, sondern auch ein Zuhause. Ganz abgelegt hat er seine Reiselust jedoch nicht. «Reisen bedeutet für mich Austausch – ich besuche andere Obstbauern, wir teilen unser Wissen und Lernen voneinander. Das schätze ich sehr», sagt er. Aus dieser Leidenschaft für Neues entstand auch der Ort, an dem er jetzt steht: ein Feld voller kräftiger Heidelbeersträucher.

Vom Strauch zur Beere – von Italien in die Schweiz
Vor ein paar Jahren besuchte Beat Lehner einen guten Freund im Südtirol. Die beiden hatten schon früher in Italien gemeinsam Kirschen angebaut – allerdings ohne grossen Erfolg. Doch aus dieser Erfahrung wuchs etwas Neues: In Verona trafen sie einen Bekannten, der ihnen von Heidelbeeren erzählte. Die Idee liess sie nicht mehr los. Zusammen mit einem dritten Partner beschlossen sie, das Wissen zu bündeln und die Beere in den Thurgau zu bringen. «Es ist eine grosse Freude und erfüllt mich mit Stolz, dass wir etwas produzieren, das die Leute mögen – und das auch noch gesund ist», sagt Beat Lehner. Tatsächlich ist die Heidelbeere in den letzten Jahren zum Trend geworden. «Sie hat ein gutes Image, ist gesund, einfach zu essen und schmeckt hervorragend – das macht sie so beliebt.» Bei Lehners wächst eine Sorte: Draper. Sie ist gross, aromatisch, gut gefärbt und vor allem praktisch in der Ernte. «Man kann viele Beeren auf einmal pflücken, ohne dass sie vorher vom Strauch fallen – das spart Zeit und senkt die Pflückkosten, die in der Heidelbeerproduktion den grössten Kostenfaktor darstellen», erklärt Beat Lehner. Ausserdem sind Draper-Heidelbeeren lagerfähig und halten ihren frischen Geschmack länger. «Für mich ist es eine echte Herzenssorte – wir sind sehr zufrieden.»

Von der Freude am Entdecken
«Die Heidelbeere ist eine dankbare Pflanze. Sie hat weder viele Krankheiten noch ist sie klimaanfällig. Was sie allerdings braucht, ist ein saures Milieu», erklärt Beat Lehner. Heidelbeeren wachsen natürlicherweise im Wald, wo der Boden sauer ist. Da die Pflanzen bei Lehners auf einem Feld stehen, werden sie in Töpfen gehalten. Damit sie dort optimal gedeihen, werden die Pflanzen von Mai bis September bis zu zwölf Mal täglich mit nährstoffreichem Wasser versorgt – computergesteuert und genau auf ihren Bedarf abgestimmt. «Die Ernährung und Bewässerung der Heidelbeersträucher ist die grosse Herausforderung – aber gleichzeitig für mich auch der Reiz am Anbau», sagt Beat Lehner. Seine Neugier ist ungebrochen: «Wir werden ein weiteres Versuchsfeld anlegen, um neue, spätere Sorten auszuprobieren und so die Saison zu verlängern.» Diese Idee kam von Tobi, dem langjährigen Vermarkter der Obstprodukte von Lehners. «Die Partnerschaft mit Tobi ist unkompliziert, kollegial, kompetent und vor allem von Vertrauen geprägt. Wenn es ein Problem gibt, kann ich immer mit Tobi sprechen und gemeinsam finden wir eine Lösung – das schätze ich sehr», sagt Beat Lehner. Diese Zusammenarbeit beruht auf Handschlagmentalität, ohne starre Verträge oder Formalitäten. «Wir kümmern uns um die Pflanzen, Tobi um den Verkauf – zusammen bringen wir die Heidelbeeren zu den Menschen. So funktioniert’s am besten», meint Beat Lehner.

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